Wie sich doch alles zusammenfügt nach lang erstrebten Zielen!
Urlaubsbericht Meschendorf 2012
von Gerlinde und Heinz Dörner, München
Das Ziel ereichet - auf dem Weg, den wir gegangen.
Die Früchte sind nun reif.
So würde ich die Stimmung bei der Abfahrt nach Meschendorf beschreiben. Ungestillte Erwartungen, tolle Überraschungen und kribbelnde Neugierde waren die Wegbegleiter.
Der Traum, von dem ich spreche, geht mittlerweile ins dritte Jahrzehnt hinein. Im ersten Jahrzehnt war die Unsicherheit größer als die Tatkraft und im zweiten die Bemühungen größer als der Zweifel. Nun im dritten das Ergebnis größer als die Erwartung.
Spätestens 1992 als sicher war, dass der Kommunismus und die Repressionen dieses allüberwachenden Regimes nicht mehr fruchten konnten, tauchte die Frage auf „Was passiert mit dem Kirchengut?“. In Meschendorf waren die 90-er Jahre des letzten Jahrtausends geprägt von Zurechtfindung in einem noch sehr jungen demokratischen System und die Erlangung einer gewissen Normalität. Die Rückerstattungsbestrebungen der kirchlichen Güter und Immobilien starteten zaghaft. In die „Alte Schule“, die zu meiner Kinderzeit als Kindergarten genutzt wurde, hatte sich Cornelius van der Well, ein Holländer, eingemietet. Im Pfarrhaus wohnte die rumänische Familie Zanet zur Miete. Die Kirche und die kirchlichen Liegenschaften wurden vom emsigen Kurator, Martin Werner, bestens betreut. Alles war soweit geregelt. Für ausgewanderte Meschendorfer aus dem fernen Westen blieb der Traum vom Erhalt unserer Kulturgüter.
Das Ziel wurde erst realistisch durch die Neugründung der HOG als gemeinnütziger Verein. Der Vorstand dieses Vereines hat sich ab dem Jahr 2000 für eine eigene Betreuung der Kirchengüter bemüht, und zwar nach in Deutschland bekannt geordneten Vorschriften und bewährtem Vorgehen. Was allen auch bekannt, ist dass die Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung nicht ausreichend abgeschöpft wurden. So entstand der Vorschlag, die HOG solle in naher Zukunft den mittlerweile rückerstatteten Grundbesitz verwalten und damit den Erhalt der kirchlichen Liegenschaft finanzieren. Diesem Wunschdenken wurde durch juristische und Denkmalschutz-Vorschriften sowie fehlende finanzielle Erstmittel ein jähes Ende bereitet. Somit wurde ergründet, was unter den gegebenen Umständen zu realisieren möglich war. Es blieb das Pfarrhaus mit Anwesen.
Der Weg auf dem sich anfänglich viele Verzweigungen auftaten, erstreckt sich über die Amtszeit zweier Dechanten im Kreiskonsistorium Kronstadt und machte einen unnötigen Umweg über den Generalanwalt der Kirche, Rechtsanwalt Friedrich Gunnesch, in Hermannstadt. Das dauerte fünf Jahre lang.
Nach zähen Verhandlungen mit Dechant, Christian Plajer, in Kronstadt war ein Vertrag über die Nutzung des genannten Anwesens unterschriftsreif.
Die eindeutigen Worte des Kreiskurators Karl Hellwig: „Herr Pfarrer, wir reisen heute aus Meschendorf nicht eher ab, als dass Sie diesen Pachtvertrag unterschrieben haben“ bewirkten, dass am 8 August 2007 dieser von Dr. Johannes Klein als stellvertretendem Dechant unterzeichnet wurde.
Dieser Vertrag beinhaltet Verpflichtungen, die die HOG auf der weiteren Wanderung 49 Jahre lang zu erbringen hat.
Nach den ersten fünf Jahren ist unser aller Pfarrhaus als „Begegnungsstätte mit Übernachtungsmöglichkeit“ nun eingerichtet und eröffnet und bietet unseren Mitliedern durch seine Ausstattung auch längere Verweildauer, ja sogar einen Familienurlaub mit Selbstverpflegung.
Die Früchte der jahrelangen Einsätze von Fleiß und Spendengelder unserer Mitglieder sind nun gereift. Ein Quantum an Glück gehört auch dazu, um Früchte reifen zu lassen. Das ist uns mittlerweile allen bewusst, denn wir haben in Karl Hellwig einen Partner gefunden, ohne den wir nicht so weit gekommen wären. Seine Hilfestellung - sei es bei der Renovierung des ganzen Hauses mit Handwerkern der Nowerostiftung oder die guten Ratschläge - ist der Grundstock unseres Erfolges.
Und es gab immer wieder Möbelspenden
2004: eine Küchenzeile und eine Eckbankgarnitur aus Deutschland,
von Marianne und Willi Theil
2009: Nachlass der Familie Schuster von Theresia und Erhard Schuster
2010: eine große Möbelspende von unserm Landsmann Erhard Binder aus dem Nachlass seiner Großmutter Sofia Gooss und Großtante Katharina Schmidt, Nr.68
Dann kam uns zugute, dass wir einen sehr zuverlässigen Möbelspezialisten beauftragen konnten, diese Möbel zu restaurieren. Durch seine Kenntnisse sind wir an das Thema Möbel- Restauration heran geführt worden und sehr neugierig geworden. Somit haben sich unsere Betrachtungsweisen und die Bedeutung der gespendeten Möbel geändert. Denn das sind keine reinen Gegenstände mehr, sondern Arbeiten von guten Meistern, beseeltes und geschätztes Eigentum von Generationen aus Meschendorf mit einem hohen ideellen Wert, das enormes Wohlgefühl überträgt.
Der Fußboden wurde zwischenzeitlich auch sehr gut hergerichtet. Angefangen in diesem Jahr von Marianne und Wilhelm Theil, beendet von Gerlinde und Heinz Dörner, sowie Jürgen Depner, dessen Meinung bei der Gestaltung der Zimmer sehr gefragt war.
Danke an Katharina und Willhelm Schmidt. Meschendorf Nr. 68.
Und an Sofia und Peter Gooss, Meschendorf Nr. 68, deren Möbelnachlass die HOG Meschendorf in Ehren halten wird.