Bericht von Hermine Antoni zum Treffen in Meschendorf

 

Einige Anmerkungen zum „2ten Meschendorfer Treffen" 10.08.2008

von Hermine Antoni

Zu diesem Treffen hatten sich diesmal etwa 200 Gäste angemeldet. Bereits eine Woche vorher reiste die Überzahl an. Die Reisebedingungen erwiesen sich schwieriger als sonst, da tausende rumänische Mitbürger von Spanien, Frankreich und Italien auch in die alte Heimat drängten.

In Meschendorf angekommen hatten wir diese Strapazen bald vergessen, denn vor Augen hatten wir die vielen Vorbereitungen für das Fest.Ein Fest dieser Größenordnung, ist nur möglich, wenn viele Helfer mitwirken. Das tat jeder auf seine Art. Allen gebührt herzlicher Dank.

Samstagnachmittag war alles geschafft. Die Kirche hatte ein neues Antlitz erhalten, eine Ersatzorgel herbeigeführt. Der Festgottesdienst konnte beginnen. Im Pfarrgarten standen Tische, Bänke, Getränke und Geschirr bereit. Die Blümchen ringsum lachten uns an. Das Haus war festlich geschmückt. Danke an den Vorstand und deren Familienangehörige.

 

Der Festtag

Wie immer zum Gottesdienst läuteten die Glocken, zwischen 10:30 - 11:00 Uhr. Es war der gleiche Klang wie früher, aber es klang trauriger und emotionaler. Alle folgten dem Ruf der Glocke zum Festgottesdienst. Der Andrang war groß, Alter spielte keine Rolle. Ortspfarrer Schmidt bezog sich in seiner Predigt auf die Wichtigkeit dieses Treffens und freute sich über die große Besucherzahl. Mit Gottes Hilfe konnten in unserer Meschendorfer Kirche vier Generationen am Gottesdienst teilnehmen. Musikalisch wurde der Gottesdienst auf einer geliehenen Orgel begleitet. Wie schon erwähnt wurde die Meschendorfer Kirchenorgel bei einem Einbruch unbespielbar gemacht. Die Festlichkeit des Gottesdienstes litt aber nicht darunter. Trotzdem sehr schade! Danke auch an unseren Herr Pfarrer Schmidt für den schönen Gottesdienst.

Nach Beendigung des Gottesdienstes begrüßte uns die Meschendorfer Blaskapelle im Kirchengarten. Viele Bläser waren nur für ein bis zwei Tage extra zu diesem Fest angereist. Sie sahen es als Pflicht an, dabei zu sein. Anschließend gingen wir in den Pfarrgarten. Dort warteten bereits die gedeckten Tische, das Essen und Trinken auf uns.
Kulinarisch roch und schmeckte es nach Heimat. Vor dem Essen begrüßte uns Heinz Dörner. Er richtete seine Rede in zwei Sprachen an alle Gäste. Musikalisch umrahmt wurde alles  durch die Blaskapelle, die ebenfalls im Garten Platz genommen hatte. Herzlichen Dank an alle.

Die Feier verlief bei Essen, Kaffeetrinken, Gesprächen, Singen und Reden bis in die Nacht hinein. Sowohl unser HOG Bewirtungsteam als auch das angemietete rumänische Team sorgten dafür, dass wir uns jeder Zeit wohl fühlten. Abends wurde das Fest mit einem wunderschönen Lagerfeuer im hinteren Garten des Pfarrhauses abgerundet. Wer noch nicht genug hatte, konnte bis in die tiefe Nacht weitermachen.

Allen, die zum Gelingen dieses Tages beigetragen haben, gebührt Dank und Ehr. Es gibt bestimmt noch sehr viele Möglichkeiten, ein solches Fest noch besser und vielfältiger zu gestalten. Wenn sich nächstes Mal jeder von uns mehr beteiligt, kann alles noch besser werden. Das zweite beeindruckende Meschendorfer Treffen ist zu Ende. Es war ein schönes Zusammentreffen. Ob Alt oder Jung, alle sind sie zusammengekommen, weil sie den Ort mögen, an der Gemeinschaft halten und sich mit allem identifizieren können.

Herzlichsten Dank!
H. Antoni

 

 

Mein Kommentar zum 2ten Meschendorfer Treffen

von H-G Dörner

Es ist sehr interessant zu beobachten, wie so viele Meschendorfer sehnsüchtig auf dieses Treffen gewartet haben. Vielleicht liegt es am Veranstaltungsort Meschendorf, wo wir unsere Erinnerungen an Vaters Haus, an unsere Kirche, Schule, Kirchenburg, Gassen, Felder und Wälder haben. Vielleicht sind es die Freunde, Bekannten und Verwandten, von denen man die nötige Zuwendung, Anerkennung und Bestätigung erhielt? Vielleicht ist es die Mundart, die Tradition, die Kultur, die uns verbindet? Vielleicht ist es aber auch die nostalgische Sehnsucht nach einer „heilen" heimatlichen Welt, die es nicht mehr gibt und nicht mehr geben wird.
Egal wie wir es benennen wollen. Es ist ein Ort der Begegnung. Diese gibt uns Raum, alle unsere Erinnerungen auszuleben. Es ist ein Plätzchen Erde in dieser globalisierten Welt, das wir brauchen. Nichts erinnert uns mehr so beeindruckend an unsere Vorfahren, wie die Türme, die Kirche und der Friedhof. Dies ist unser Erbe von unseren Vorfahren. Für dieses Erbe müssen wir Verantwortung übernehmen. Der Vorstand hat seine Pflicht erfüllt und uns das Pfarrhaus für 50 Jahre angemietet. Damit haben wir einen Fuß in der Tür. Es kommt auf uns und die nächsten Generationen an, was wir daraus machen. Der Mitgliedsbeitrag wird für die finanzielle Unterstützung sicherlich nicht ausreichen. Es bleibt jedem überlassen, welche finanziellen Möglichkeiten er dafür ausschöpft. Trotz schmerzlichen und vielleicht bitteren Erfahrungen, die wir oft gemacht haben, dürfen wir nicht aufgeben. Wer aufgibt, der hat verloren!

 

 

Eine wahre Geschichte

(vielleicht zum Nachdenken)

Meine Nachbarin erzählte mir Folgendes: Als kleines Kind lebten wir im Osten Deutschlands.
Es war ein kleiner Ort, nicht weit von Ostberlin. Heute ist mein Dorf polnisches Gebiet. Während des Krieges mussten wir schnell fliehen. Wir konnten uns mit Mutter und Oma gerade noch bis Westberlin retten. Opa war kurz vorher gestorben. Papa war ebenfalls im Krieg gefallen. Ich war seit 1965 ganz oft in Westberlin. Nach der Wende wollte ich nie wieder in das Dorf. Zu grausam waren meine Kindheitserinnerungen. In diesem Sommer fasste ich dann Mut und fuhr hin. Das Dorf war für mich nicht wieder zu erkennen. Die Häuser und der ganze Dorfcharakter hatten sich sehr stark verändert. Mit großer Mühe fand ich mein Geburtshaus. Im Garten war ich mir sicher, dass es Opas Garten ist, und dass ich auf seinem sehr geschätzten Boden stehe. Zurück auf der Straße, fragten wir ein Ehepaar mittleren Alters, ob die evangelische Kirche besichtigt werden könnte? Sie antworteten „ Hier gibt es keine evangelische Kirche. In diesem Dorf gibt es nur Polen, die sind alle katholisch." Ich durfte die Kirche besuchen. Nichts erinnerte an früher. Mir liefen die Tränen über die Wangen und ich musste schnell raus. Ich war sehr befangen. Die letzte Hoffnung war nun, den Grabstein von Opas Grab auf dem Friedhof zu finden. Leider gab es keinen Friedhof mehr. Alle Grabsteine waren weg. Keine Gedenkstätte mehr für unsere Vorfahren. Wir Angehörigen haben kein Erinnerungsstück mehr an unsere Vorfahren. Tief erschüttert und traurig fuhr sie zurück. Ihre Worte darauf: „Danket Gott, dass euer Friedhof und eure Kirche an eurem Ort noch  existieren. Tut alles, dass euch dieses Erbe erhalten bleibt! Vielleicht konnte ich mit dieser Geschichte auch denjenigen motivieren zu spenden, der meint „Ich habe
mit Meschendorf abgeschlossen."

Hermine Antoni