Flugzeuge, Züge, Straßenbahnen und Busse – Pilgerreise nach Transylvanien

Von Sandra Goohs Pecora (bearbeitet von Christine Goohs Donaldson and Patricia Goohs Petersen)
Deutsche Übersetzung von Hermine Hellbeck

Seit Jahren hatten wir von der Reise geträumt. Aufgewachsen in Lorain, Ohio, besuchten wir den “Siebenbürger Sachsen Club”, kochten Gerichte aus Großmutter’s Sächsischem Kochbuch und lasen die Geschichte der Siebenbürger Sachsen in Transylvanien. Christine’s Eltern, Christian und Evelyn Goohs (Gooss), hatten in den 1970er Jahren bereits Verwandte in Meschendorf besucht. Später reisten Tante Eleanor Goohs Kerner und ihre Cousine, Rose Gross, mit einer geführten Gruppe nach Transylvanien. Nun war unsere Generation an der Reihe.

Unsere Cousine Andrea Lurz hatte uns den Kontakt zu Cosmin Serban vermittelt, der in Tante Anna Schmidt’s Haus wohnte und später in das schöne Gästehaus zog. Wir standen vor einem einmaligen Abenteuer: Eine Reise, um Verwandte zu treffen, von denen wir wussten, dass es sie gab, und solchen, von denen wir nicht wussten, dass sie existieren. Wir kamen in Frankfurt an, fuhren nach Baden, Baden, wo wir Andrea Lurz (Nachfahrin von Großonkel Georg Gooss) trafen, ihren Sohn Uwe und ihre Nichte Kateryn. Nach jahrelangem E-Mail-Schreiben war es wundervoll, sie endlich persönlich zu treffen. Wir besuchten das Casino und Parks, spazierten durch die Altstadt und schauten von hohen Gebäuden auf die Stadt Baden Baden. Dann fuhren wir weiter nach München, wo wir unsere Cousins aus Bad Tölz in einem tollen Biergarten trafen: Die hübsche Heidrun (die wir zuvor schon in Kalifornien kennengelernt hatten), ihren Vater Helfried, ihren Verlobten Richard und ihren Hund.

Danach fuhren wir nach Prag, wo wir den Rest der Gruppe trafen und besuchten Cousins mütterlicherseits. Dann nahmen wir den Zug nach Ungarn und kamen nach einer 2stündigen Steppvisite in der Budapester Altstadt endlich in Schäßburg an. Unsere Führer, Cristiana und Cosmin Moraru fuhren uns nach Meschendorf, wo Großvater Christian Goohs (Gooss – der Name wurde bei der Einreise nach Ellis Island, New York, falsch geschrieben) geboren wurde und aufwuchs, bevor er um 1900 in die USA auswanderte. Die Landschaft war herrlich, aber Meschendorf mache irgendwie einen verlassenen Eindruck. Wann haben die Siebenbürger Sachsen es verlassen? Als Patricia, Janet und Christine’s Eltern Meschendorf in den 1970er Jahren besuchten, waren sie noch alle da. Als Eleanor Meschendorf in den 1980er Jahren besuchte, waren einige noch da. Jetzt waren so gut wie keine Sachsen mehr da. Die meisten von ihnen sind nach Deutschland gegangen. Die Häuser waren verlassen oder wurden von Rumänen gekauft.  Wir fanden Großvater’s Haus, konnten es aber nur mit Abstand betrachten. Unsere Gastgeber, Cosmin und Ildy Serban, hatten das Haus von Tante Anna Schmidt gekauft und es in ein Gästehaus umgewandelt – ein herrlicher Ort, um zu verweilen. Cosmin ist ein Förster und seine Mission ist es, das Dorf Meschendorf zu restaurieren. Wir hatten komfortable Zimmer mit eigenem Bad und speisten zu Abend lecker in einem wunderbaren Raum – Ildy ist Ungarin und eine tolle Köchin. Die beiden und unsere Führer waren wie eine Familie für uns.

Schließlich besuchten wir das Haus von Großvater’s Familie. „Wunderbar!“ Am 2. August fuhren wir mit Cosmin und Cristiana nach Feldorf, wo unser Großmutter Sarah Kellner Goohs geboren wurde. Es war ein verlassenes Dorf, das an der Haupt-Verkehrsstraße lag – wunderschön und modernisiert, mit bunt angestrichenen Hausfassaden. Wir suchten Großmutter’s Haus und fanden ein Kornfeld, da wo es eigentlich stehen sollte. Enttäuscht wollten wir wieder gehen, aber Cosmin ging weiter und fand das Haus – die Nummerierung der Häuser war nicht logisch. Eine rumänische Familie lebte in dem Haus. Es war schön gestrichen und hatte einen schönen Innenhof mit Blumen, die Großmutter Goohs auch in ihrem Garten in Lorain, Ohio, hatte. Die Sommerküche und das Haus waren intakt. Die Bewohnerin erlaubte uns, das Haus zu betreten. Wie herrlich und emotional – zu wissen, dass Großmutter hier aufgewachsen ist. Was für ein Geschenk!

Die Lutherische Kirche in Felldorf war renovierungsbedürftig, aber die Fördergelder waren ausgeschöpft. Die meisten von uns stiegen den Berg hinter der Kirche zum Friedhof hoch. Wir verließen Felldorf glücklich und gesegnet und fuhren weiter nach Schäßburg, eine schöne „Burg“ (umgeben von einer alten Mauer), wo Cristiana und Cosmin leben. 3. August: Cosmin fährt Janet und Jamel zum Flughafen. Wir waren traurig, uns von ihnen verabschieden zu müssen, aber sie waren zuvor schon in Tunesien gewesen (wo Jamel her kommt), bevor wir uns in Deutschland trafen, und sie mussten nun in die Schule zurück, die sie in Kalifornien besitzen.

Christina brachte uns in eine Wildnis-Gegend mit vulkanischen Felsenformationen. Wir besuchten den Emerald See, von dem man sagt, dass er bodenlos sei, offensichtlich entstanden durch einen meteoritenhaften Einschlag. Sein schwefelhaltiges Wasser ist eiskalt und hat eine therapeutische Wirkung. Ich war irgendwie müde und meine Füße waren geschwollen, so entschied ich mich, auf der Anhöhe zu bleiben, während andere zu dem See hinunter wanderten. Als ich den Weg etwas weiter ging, sah ich, dass Kinder im See schwammen. Weitere von uns gingen hinunter zum See und ich hörte meinen HERRN sagen, „Geh und halt deine Füße ins Wasser und ich werde dich heilen.“ Und so tat ich es. Natürlich musste ich nun den Weg zurück auf den Berg gehen, und ich habe beim Wandern oft Probleme mit der Lunge. Ich schaffte die erste Anhöhe, aber es kam eine weitere. Ich fühlte mich irgendwie alleine und fing an, bei der zweiten Anhöhe zu beten. „HERR, ich habe dich gebeten, auf dieser Reise bei mir zu sein“ (ich war nämlich nicht sicher, sie antreten zu können). „Hilf mir, diesen Berg zu besteigen.“ Er sagte, „Ich bin bei dir. Ich bin schon hier.“ Dann sah ich in meinem Geist seine Sandalen und sein Gewand in Anthrazit, Grau und Blau. Sein linker Arm umarmte meinen linken Arm, und er hielt meinen rechten Arm mit seinem rechten Arm. Wir bestiegen den Berg ohne jegliche Anstrengung und, um dies zu bestätigen, sagte er, dass ich den Berg regelrecht hinauf fliegen würde. Ich war erstaunt und zögerte an einem Punkt, aber er sagte mir, ich solle weitergehen. Ich konnte das Ergebnis nicht glauben! Ich hatte keinerlei Atemprobleme.

An diesem Abend gab es noch eine andere Überraschung: Michael und Mathilde Zink, Cousins, die wir nicht kannten, kamen in unsere Pension. Wir hatten also noch mehr Familie gefunden. Mathilde sah mich an und weinte – ich war das Ebenbild eines ihrer Familienmitglieder, ich glaube ihrer Mutter oder  Schwester? Michael holte noch ein anderes Familienmitglied, Hermine, und wir verbrachten eine so gute Zeit. Diese schöne Überraschung hatten wir Helfried zu verdanken, der die Information über unseren Besuch über Cosmin nach Meschendorf weitergegeben hatte. Ildy brachte einen Kuchen zu Christine’s Geburtstag, der am nächsten Tag war und offensichtlich mit dem Geburtstag von Michael zusammen fiel, der uns zu seinem Geburtstag einlud.

Am nächsten Tag brachte uns Cosmin nach Kronstadt zum Bran Schloss. Danach besuchten wir Hermine, die in einem typisch Siebenbürgisch-Sächsischen Haus wohnt, wann immer sie zu Besuch in Rumänien ist. Es gibt ein Eingangstor, eine Sommerküche und Zimmer für die Familie und Besucher. Auch einen Weinkeller und eine Kühlkammer. Es gab Trauben-Weine, einen Gemüsegarten, viele Blumen und einen Brunnen. Eine Scheune, einen Schuppen und ein weiteres Tor zum Obstgarten. So schön!!! Hinter dem Haus gab es Hügellandschaften und eine schöne Landschaft mit wilden Blumen, Wiesen und Gebirgsketten. Hermine war eine liebenswürdige Gastgeberin und schenkte uns Handarbeiten, die sie selbst gemacht hatte. Wir sahen uns Fotos an, aßen und Hermine spielte Akkordeon zu Christine’s Geburtstag – ein wunderbarer Besuch.

Dann gingen wir zu Zink’s Haus, trafen seinen Sohn und die Enkelkinder und feierten Michael Zink’s Geburtstag mit frittierten gezuckerten Krapfen, Schnaps, Wein, Würstchen… Lachen und Fotos – eine Erinnerung, die man nicht so schnell vergisst…

Zurück im Gästehaus hatten wir unser Abschlussessen mit Cosmin und Ildy. Am nächsten Tag brachten Cosmin und Cristina uns zurück nach Bukarest zu unserem Flug zurück in die USA. Aber da gibt es noch eine Geschichte: Cosmin und Ildy’s Geschichte… Preiset den HERRN für das alles. Cosmin Serban, unser Gastgeber in Meschendorf, erzählte uns eine Geschichte seines Lebens und wie sein Leben sich durch den Einfluss eines rumänischen Mönches, Fr. Asenie Boca (1910-1989) änderte. Cosmin‘s Wunsch war es, in die Immobilien von Meschendorf zu investieren, um diesen kleinen Rückzugsort für Freunde und Besucher zu bauen und den Menschen in Meschendorf zu helfen, zu überleben. Allerdings waren die Kosten für seine Visionen zu hoch. Durch seine Schwester erfuhr er von einem rumänischen Mönch, der zu der Zeit der kommunistischen Übernahme gelebt und vorhersagerische Fähigkeiten hatte. Er fuhr zur Grabstätte dieses Mönchs und etwas veränderte sich in seinem Herzen. Später sagte ein Priester zu Cosmin, er solle eine gute Beichte ablegen, und als er es getan hatte, änderten sich seine Finanzen und Aussichten zum Besseren.  

Cosmin entschied sich, ein Kreuz am Eingang von Meschendorf zu bauen. Ein christliches Kruzifix am Ortseingang ist typisch für jede Stadt und jedes Dorf in Rumänien. Es gab schon eins am Eingang von Meschendorf, aber Cosmin wollte ein anderes bauen. Cosmin und Ildy waren kinderlos und taten alles, um Kinder zu bekommen, aber ohne Erfolg. Man sagte ihnen, sie würden mit 95%iger Sicherheit keine Kinder bekommen können. An dem Tag, als Cosmin das neue Kreuz für Meschendorf fertiggestellt hatte, teilte Ildy ihm mit, dass ihr Schwangerschaftstest positiv sei. Dem HERRN sei die Ehre, sie haben einen so schönen Sohn, Zian Andrei. Was für eine schöne Geschichte.

Um die Segnungen unseres HERRN zu finden, gehen wir wohin wir gehen müssen, um solch gute christliche Freunde zu finden, so weit entfernt auf dieser Welt, in der wir leben. Ich weiß, dass der HERR immer gut zu denen ist, die ihn lieben. Was für ein wundervolles Ende meiner Geschichte. Ich bin so selig und glücklich, dass ich sie erzählen durfte. Suche den HERRN auf all deinen Wegen, wenn du verreist. Er wird da sein und seine Liebe mit allen teilen, die ihn suchen. An Jesus gebe ich diesen Tag und glaube an ihn.